Noch bevor die erste Codezeile überhaupt geschrieben wird, beginnt eine Website mit einem Konzept. Das ist eher eine Produktions- und Marketingaufgabe als eine Programmieraufgabe. dennoch genauso wichtig für die Webentwicklung. Unabhängig, ob die Website für dich oder einen Kunden ist, musst du diese sechs Fragen beantworten, bevor du dich ans Zeichenbrett setzt.
Los geht es mit dem eigenen Bereich, den du kennst. Dann wenden wir uns den Besuchern zu und zuletzt schauen wir, was andere tun.
Was?
1. Was ist dein Produkt oder deine Dienstleistung?
Ohne ein bestimmtes Thema würdest du keine Website bauen. Eine Website kostet Zeit und das Hosting Geld. Daher musst du genau wissen, was du zeigen möchtest. Du kannst dich als Experte und Fachmann präsentieren, um entweder qualitativ hochwertige Informationen oder deine Fähigkeiten als Dienstleistung bereitzustellen. Es kann auch ein Produkt sein, das man kaufen kann. Das Was bestimmt die Struktur deiner Webseite.
Fachwissen zu vermitteln spiegelt sich zum Beispiel in vielen einzelnen Seiten wider, die leicht durchstöberbar sein müssen. Am einfachsten ist ein Blog, der nach Erscheinungsdatum und zusätzlich eventuell ein paar Kategorien sortiert ist. Für eine Expertenseite ist eine alphabetische oder Top-Down-Sortierung besser. Da jede Seite eine eindeutige URL braucht, gilt es ein System aufzusetzen, in das jede Seite passt, auch die, die erst noch geschrieben werden. Wer Produkte verkauft, braucht pro Produkt eine Seite und ein paar zusätzliche für die Standards wie Filialfinder, Warenkorb und Impressum.
2. Welches Problem löst es?
Sprich weniger über dich selbst und mehr über deine Leser. Ja, es kann interessant sein, zu sagen was du tust oder wer du bist, aber ein Leser interessiert sich für die Lösung seines Problems. Die meisten Produkte oder Dienstleistungen sind Mittel zum Zweck. Wir kaufen eine Glühbirne, um Licht im Dunkeln zu haben, eine Waschmaschine, um schmutzige Wäsche zu waschen. Wir schaffen uns ein Auto an, um unabhängig von A nach B zu kommen. Wir kaufen neue Kleidung, um uns schön zu fühlen, und Sportschuhe, um Sport zu treiben. Wir kaufen ein Videospiel zum Spielen, eine Kinokarte zur Unterhaltung. All das sind Informationen, mit denen du spielen kannst.
Wer?
3. Wer ist deine Zielgruppe?
Nicht wer bist du, sondern wer ist deine Zielgruppe, demographisch und als Rolle bei der Entscheidungsfindung? Unabhängig davon, ob wir es mit einem Unternehmen oder einer Privatperson zu tun haben, sind fünf treffend benannte Rollen am Kauf beteiligt:
- Initiator
- Influencer
- Decider (Entscheider)
- Buyer (Einkäufer)
- User (Nutzer)
Du kannst wahrscheinlich am Namen erraten, was ihre Rollen sind. Eine Person kann mehrere Rollen gleichzeitig abdecken. Zum Spaß nehmen wir genau das an:
Als Initiator stehst du vom Schreibtisch auf, weil es Mittag ist und du noch nichts gegessen hast. Influencer - nicht die leidige Social-Media-Persönlichkeit, obwohl sie eine Rolle spielen können - machen dich darauf aufmerksam, dass du tatsächlich hungrig bist: dein Magen knurrt. Der Kollege hat zudem vorhin vom neuen Imbiss um die Ecke erzählt und auf dem Weg zur Arbeit hast du die neuesten Erkenntnisse der Ernährungslehre gelesen. Als Decider gehst du zum empfohlenen Lokal und liest die Speisekarte. Buyer und User in dir handeln aus, was du am Ende bestellst: wie viel Geld du ausgeben möchtest und was dir schmeckt.
Wie sich die an der Kaufentscheidung beteiligten Personen unterscheiden, zeigt, wenn wir eine Familie als Beispiel nehmen. Die Eltern bezahlen, aber das Kind spielt mit dem Spielzeug. Und die Kleinen wissen sehr genau, was sie mögen und was nicht.
4. Wer ist die Person?
Jeder der Entscheidungsträger ist einzigartig. Oft kann man jedoch aus der großen Menge eine oder mehrere homogene Gruppen herauszufiltern, die besonders als Zielgruppe geeignet sind.
Alle Welt anzusprechen funktioniert allenfalls für Generika, aber dafür würdest du wohl nicht unbedingt eine Webseite aufsetzen. Je spezifischer das Produkt oder die Lösung, desto mehr wird es auch die Zielgruppe sein. Wir suchen, eine ausreichend große Gruppe von Gleichgesinnten, die sich jedoch von anderen unterscheiden. Kohorten mit ähnlichen Eigenschaften und demografischen Merkmalen werden zu einem Idealkunden. Das führt zwar zu Stereotypisierung und heute sind wir weniger gesellschaftlichen Zwängen unterlegen als früher. Wahrscheinlich decken wir auch nicht jeden Einzelnen ab, der an unserem Produkt interessiert wäre.
Durch eine imaginäre Buyer Persona können wir uns in unsere Zielgruppe hineinversetzen. Zuerst das Einfache: Welches Geschlecht, Alter, Bildung, Familienstand und Einkommen stellst du dir als Kunde vor? Wenn du beispielsweise ein Baumarktwerkzeug verkaufst, denkst du als erstes an einen Mann mit eigenem Haus. Daher ist er wohl über 40 Jahre alt, hat Zeit und ein wenig Geschick, sich am Heimwerken zu versuchen, ist aber auch nicht so gutverdienend, dass er lieber einen Fachmann beauftragt. Diese Persona ist das totale Gegenteil von einer typischen Kundin von Designerjeans.
Die Buyer Persona geht viel weiter ins Detail als nur sozioökonomische Ausprägungen. Denk dir eine ganze Persönlichkeit mit Namen, Hintergrundgeschichte, Träumen und Sorgen, Vorlieben und Abneigungen aus. Welche TV-Sendung würden sie zum Beispiel gucken, welcher Ernährungslehre folgen, wie ihren Tag gestalten? Wenn es drangeht, die Website zu designen, berücksichtige deine Buyer Persona.
Im Zusammenhang zur Buyer Persona können wir uns die Buyer’s Journey anschauen. Damit sind drei Phasen im Entscheidungsprozess gemeint:
- Awareness (Bewusstsein)
- Consideration (Überlegung)
- Decision (Entscheidung)
Je nach Phase dient eine Website unterschiedlichen Zwecken: einen Interessenten anziehen, einen potentiellen Neukunden informieren und an einen Kunden verkaufen - oder im Marketing-Jargon “zu konvertieren”.
In der Bewusstseinsphase (Awareness Stage) merkt jemand nur, dass es ein Problem gibt. Ein typischer Werbespot durchläuft diese Phasen. “Kommt dir dieses Problem bekannt vor?”
In der Überlegungsphase (Consideration Stage) bekommt man eine Idee, wie die Lösung aussehen könnte. “Das kannst du tun,” würde die Anzeige sagen. Im online Umfeld ist das der potentielle Neukunde, der verschiedene Anbieter von unterschiedlichen Lösungsansätzen googelt.
In der Entscheidungsphase (Decision Stage) vergleicht er und entscheidet sich schließlich für einen Anbieter, wozu die Werbung ihn mit den Worten: „Unser Produkt ist das beste auf dem Markt, um dein Problem zu lösen,“ zu überzeugen versucht. Websites haben oft unterschiedliche Seiten für jede Phase.
Wie?
5. Wie sieht’s aus?
Du bist völlig frei bei der Gestaltung deiner Seite. Erste Einfälle sind oft die besten, wenn sie ohne Beschränkungen oder Vergleiche fließen, aber du musst das Rad auch nicht neu erfinden. Wenn du zur Inspiration auf andere Webseiten schaust, bekommst du eine Vorstellung, was bereits zur leichteren Orientierung der Nutzer etabliert ist. Wie sehen die Seiten deiner Mitbewerber in Design, Farbe oder Wortlaut aus? Du kannst explizit ähnlich oder komplett verschieden sein.
6. Wie monetarisieren?
Wie monetarisierst du letztlich die Website? Außer dir geht’s einfach um die Freude an der Sache. Produkte oder Dienstleistungen sind wie gesagt Mittel zum Zweck, genauso wie die Webseite dafür.
Für deine Mühe möchtest du etwas zurückbekommen. Möchtest du etwas verkaufen? Kunden oder einen Job zu finden? Viele Leser anziehen, um Geld mit Werbung zu verdienen? Sogar Leute mit Sendungsbewusstsein streben nach Gewinn, wenn auch nicht direkt finanzieller Natur. Was auch immer du erreichen möchtest, deine Webseite soll es hervorheben.
Los geht’s!
Nach der ganzen Theorie kommen wir zum Praktischen. Auf den eben gelegten Grundlagen bauen Botschaft und Struktur deiner Website auf. Das geht ganz ohne Programmiererfahrung. Diese fünf Schritte bringen dir Klarheit:
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Stell einen Timer auf 15 Minuten und brainstorme: Was ist deine Message an den Webseitenbesucher? Schreib alles auf, was dir in den Sinn kommt.
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Wähle die beste Botschaft aus deiner Liste aus. Das ist meistens die, die dich am meisten begeistert.
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Was wäre angesichts deiner Botschaft ein geeigneter Call-to-Action? Was sollen die Besucher auf deiner Seite tun? Das kann “Stell mich ein”, “Lies mehr, “Schreib mir”, “Jetzt kaufen” und so weiter sein.
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Definiere die Inhalte. Was muss der Besucher angesichts des Call-to-Action sehen oder lesen, um deinem Aufruf zu folgen? Sollen sie deinen Blog lesen? Listest du deine Fähigkeiten auf, zeigst dein Portfolio? Stellst du die Funktionen eines Produkts heraus? Referenzen? Schreib alles auf, was deine Website benötigt.
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Nimm Stift und Papier. Deine obige Liste enthält die verschiedenen Rubriken deiner Website. Nimm dir Zeit, zeichne Rechtecke und strukturiere deine Webseite. Kann alles auf eine Seite? Oder sollen es lieber mehrere Seiten werden? Vergiss auch zusätzliche Seiten nicht wie eine Kontaktseite, ein Impressum, das einige Länder - Deutschland zum Beispiel - verlangen, oder AGB und Datenschutzbestimmungen, falls vorhanden.
Dies hilft dir, eine gut strukturierte Website zu skizzieren. Wir empfehlen dir, unbedingt die Meinung von Freunde oder Bekannten einzuholen. Das ist ein guter Reality-Check. So siehst du, ob auch andere deine Idee verstehen.
Sobald du weißt, wohin die Reise deiner Seite geht, kann es mit dem Gestalten beginnen. Erst Inhalt, dann Code. Das Erstellen von Inhalten ist technisch weniger anspruchsvoll. Jeder kann irgendwie schreiben und fotografieren, aber es ist trotzdem nicht zu unterschätzen. Es handelt sich um die Substanz deiner Website und dauert oft länger als man denkt. In unserem nächsten Artikel nehmen wir uns die Content-Creation, Texte und Bildmaterial (Fotos, Illustrationen, Farben), vor.